Bald stellte sich eine gewisse Alltagsroutine mit unseren «Pflegekindern» ein. Eine Routine, die sich allerdings auch in kleinen Schritten entsprechend der Entwicklung der Zwerge laufend ein wenig änderte.
Am Morgen bekamen sie als erstes Besuch von Pa, welcher miauend und schnurrend erklettert und beschmust wurde – ganz besonders von Romeo. Der kleine Panther war seinem Ziehvater von Anfang an sehr zugetan.
Ich war immer erleichtert, wenn ich das Begrüssungsritual der vier Männer hörte, denn das bedeutete, dass alle drei Babykatzen okay und wohlauf waren. Das war bis auf einen einzigen Tag bei der Futterumstellung zum Glück auch immer der Fall; nur Corazón tat sich einmal etwas schwer und erbrach recht viel. Er erholte sich zum Glück aber schnell und gut, und es blieb bei dem einen Mal.
Nach der Knuddelrunde mit Pa gabs Frühstück; für jeden einen Napf voll reichhaltigem Futter. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Rationen täglich grösser wurden, wie die Bäuche mit jedem Tag runder und die Beinchen kräftiger waren. Am ersten Abend schwankten sie noch ein wenig… am zweiten Tag waren sie stabiler und schon zügig unterwegs. Am dritten Tag rannten sie mir bereits davon.
Bald darauf erkletterten sie in der Voliere erschreckende Höhen (hilfe!), und auch unsere Hosenbeine waren vor den Zwergen nie sicher. 😀
Ich hab die heissen Tage des Spätsommers konsequent in langen Hosen verbringen müssen, weil meine Beine wochenlang aussahen, als hätte ich mich durch ein Rosenbeet gekämpft.
Nach dem Frühstück wurde meist ausgiebig tief geschlafen; sie schliefen oft laut schnurrend und zu einem Haufen aneinandergekuschelt ein. Fígaro wollte stets irgendwo in der Mitte oder am liebsten auf seinen Brüdern liegen – das ist auch heute noch so.
Später gab es eine Reinigung der Toilette und nochmals eine Portion zu fressen, und danach ging es bis in den späteren Nachmittag in die Voliere im Garten. Dort ging die Post ab. Es wurde sehr ausgiebig Fangen gespielt, Klettern geübt, gerauft, sich gegenseitig geputzt und zwischendurch langgestreckt in der Sonne geschlafen.
Beim Besuch in der Voliere wurden wir jeweils begeistert und laut miauend und schnurrend empfangen; und es entwickelte sich auch bald schon zum grossen Sport der kleinen Helden, einen Fluchtversuch aus der Volierentür in den Garten zu wagen. Auch in diesem Fall hatte man immer mindestens 1 Hand zuwenig, eher 3! Während man den ersten Ausbrecher auf halbem Weg erwischte und versuchte, zurück in die Voliere zu bekommen, war der nächste längst draussen und der dritte hatte die Pfötchen in der Tür, so dass weder Schliessen noch den Ausbrecher verfolgen möglich war.
Der Trick, der am besten funktionierte, war, abzuwarten, bis sie die Tür hochkletterten, wenn man kommt. Wenn sie dann am Gitter hingen, konnte man kurz rein und im Idealfall die Türe schliessen, bevor jemand unter die Bäume hopste. 😀
Wenn die Sonne unterging und ein kühler Wind durch den Garten zog, räumte ich alle Spielsachen und Bettchen wieder zurück ins Entrée und brachte die Zwerge in ihr Nachtquartier. Dort gabs erstmal wieder Futter, und dann wurde meist ausgiebig gespielt.
Die Geräuschkulisse im Entrée wurde mit jedem Tag lauter, und schon bald bekamen die Jungs ihren ersten Kratzbaum mit Höhlen zum Klettern und Austoben. Sie hatten definitiv viel Party miteinander in ihrem Zimmer.
Später am Abend gab es dann eine weitere Runde Futter und mit warmem Wasser gefüllte Plastikflaschen unten ins Bettchen. Dann eine grosse Kuschelrunde, bevor auch ich mich aufs Ohr legte.